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Filmkritik
Caligula, römischer Kaiser von 37-41 n.Chr., ist als einer der grausamsten Gewaltherrscher in die Geschichte eingegangen. Von infantilem Wesen; ein Psychopath in ständigem Wechsel zwischen Kleinmut und Größenwahn, entwickelte er in Rom einen beispiellosen Terror im Verbund mit Orgien voller Sadismus und Masochismus. Albert Camus nahm den Kaiser in seinem Drama "Caligula" (1938) zum Anlaß für eine Studie über menschliche Selbstvergottung und Selbstzerstörung durch bedingungslose Hingabe an das Böse. Camus schilderte Caligula nicht als primitiven Despoten; er gestaltete ihn vielmehr zu einem raffinierten intellektuellen Verbrecher, der seine Untaten als Experimente immer weitertreibt, um bis aufs äußerste zu prüfen, wie sehr der Mensch der Unterdrückung, Erniedrigung und Entwürdigung auszusetzen ist. Caligulas Glaube an die Unausrottbarkeit seinesgleichen in der Welt, veranlaßte Camus, als eine ebenso "ewige Notwendigkeit" und als höchste Aufgabe des moralischen und vergeistigten Menschen den Widerstand gegen das Böse, gleich in welcher Form, zu fordern. Widerstand gegen Caligulas verbrecherisches Führertum gibt es auch in Tinto Brass` Film; doch das dient nur zum Auslösen weiteren Blutspektakels. Schließlich liefert Brass nur Scheintiefsinn. Zwar tut er so, als biete er eine Parabel über die Entartung des Menschen durch politische Macht und als spiegele sich im terrorisierten Kreis um Caligula die Absurdität des menschlichen Daseins im vermeintlich festen Gefüge des Staates. Aber als erprobter Macher von Spekulationsmischungen aus Brutalität und Sex ("Salon Kitty") bleibt Brass im voyeuristischen Schaubild stecken. In verschwenderischer Kulisse und kuhnarischer Optik, die als Vorbild Fellinis "Satyrikon" verrät, breitet er in der Art des bekannten Nero- und Messalina-Kintops nahezu pausenlos Sex, Sadismus, Wahnsinnstaten und Schocks ohne jedes wahre Reflexions- und Analysebemühen aus.