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Filmkritik
Auch als Mutter ist Bridget Jones (Renée Zellweger) immer noch eine Meisterin darin, zu allen möglichen Anlässen unpassend gekleidet zu erscheinen. So bringt sie ihre Kinder Billy und Mabel im Pyjama und mit zerzausten Haaren zur Schule, was die perfekt gestylten Helikoptermütter ebenso irritiert wie den Anzug tragenden Lehrer Scott Walliker (Chiwetel Ejiofor). Aber genau wegen dieser unperfekten Art ist Bridget Jones zu einer der liebenswertesten Popkultur-Figuren der 1990er-Jahre avanciert. Von den einen wurde sie dabei als feministische Ikone der Millennials verklärt, von anderen als naives Rollenmodell mit fragwürdigen Körpervorstellungen abgetan.
Nach den Kolumnen und Romanen der britischen Autorin Helen Fielding navigierte Bridget Jones bisher in drei Filmen durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens und der Liebe. Die Londoner Protagonistin begann zunächst als unsichere Verlagsmitarbeiterin und entwickelte sich später zu einer selbstbewussten Fernsehproduzentin, die in einen Hahnenkampf zwischen dem Womanizer Daniel Cleaver (Hugh Grant) und dem verschlossenen Mark Darcy (Colin Firth) geriet. Das Duell gewann bekanntlich Mr. Darcy. Allerdings beginnt der vierte Teil „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ jetzt damit, dass der Vater der Kinder mittlerweile verstorben ist.
Reifeprüfung für eine Alleinerziehende
Vier Jahre nach dem Tod ist der Alltag der Witwe vor allem chaotisch. Die alleinerziehende Mutter lässt die Nudeln anbrennen und rastet aus, wenn die Kinder sich über das Fernsehprogramm streiten. Bridget Jones fehlt die Ruhe, auch wenn ab und zu eine Freundin oder ihr früherer Liebhaber Daniel auf die Kinder aufpassen. Ihre Gynäkologin (Emma Thompson) rät ihr dringend, wieder zu arbeiten. Schneller als gedacht landet sie an ihrem alten Arbeitsplatz im Fernsehstudio und choreografiert mit Headset das Filmteam durch die Sendung.
Im Privatleben beginnt sie ebenfalls wieder zu daten, was im Jahr 2025 Online-Dating meint. Sie lädt Tinder auf ihr Handy und matcht nach einer peinlichen Rettungsaktion der Kinder im Park den jüngeren Parkaufseher Roxster McDuff (Leo Woodall). Beim ersten Treffen fragt sie unsicher nach seinem Alter, doch das scheint kein Problem zu sein. Sie landen im Bett und verbringen immer mehr Zeit miteinander.
„Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ liegt damit im Trend von Filmen wie „Meine Stunden mit Leo“ und „Babygirl“, die den Altersunterschied in Beziehungen von älteren Frauen mit jüngeren Männern thematisieren. Doch im Vergleich dazu ist das Sequel harmlos. Kurz vor dem Sex zieht sich Bridget aus Verlegenheit ins Bad zurück, stürmt aber schon im nächsten Moment zurück ins Schlafzimmer zu Roxster.
Modernes Dating-Leben
Die eigentliche Enttäuschung passiert, als die Protagonistin mit einer anderen Praxis des modernen Dating-Lebens konfrontiert wird: dem „Ghosting“. Nach den glücklichen Sommermonaten antwortet der junge Liebhaber plötzlich weder persönlich noch schriftlich auf ihre Textnachrichten. Der Film beschreibt damit ziemlich passend die Misere der unverbindlichen „Situationships“.
In der zweiten Filmhälfte rückt der Naturwissenschaftslehrer Scott ins Zentrum, der auf einem Schulausflug mit Bridget Jones als Aufpasserin seine emotionale Seite zeigen kann. Außerdem wird gegen Ende der Verlust von Mark Darcy präsenter. Den Tod des Vaters nimmt vor allem den Sohn Billy sehr mit. Er vertraut sich seinem Lehrer Scott an. Bridget, die mit Arbeit und Affäre beschäftigt ist, bekommt davon kaum etwas mit. Erst durch Scott beschäftigt sich die Familie mit dem Todesfall.
Die romantische Komödie bearbeitet das Thema allerdings nicht sehr tiefgründig. Billys Trauerbewältigung gelingt durch einen Weihnachtssong; die Gefühle der Tochter bleiben ausgespart. Innerhalb der Genre-Grenzen ist es allerdings erstaunlich, wie nicht-linear das Leben der Figuren verläuft. Bridget Jones probiert die Liebe wiederholt aufs Neue aus, und ihr früherer Liebhaber Daniel fragt sich nach einem Herzinfarkt im Krankhaus, was am Ende vom Womanizer-Dasein übrigbleibt. Ein Hauch von Wehmut weht durch diesen Film. Der Balanceakt zwischen Nostalgie und der Modernisierung der Hauptfigur gelingt damit auf charmante Weise. Mit dem vierten Teil wird klar, dass auch im Universum von Bridget Jones die Zeit vergeht.