- RegieChao Wang
- ProduktionsländerChina
- Produktionsjahr2023
- Dauer96 Minuten
- GenreKomödieAnimationAbenteuerScience Fiction
- Cast
- AltersfreigabeFSK 6
- TMDb Rating5/10 (1) Stimmen
Vorstellungen
Filmkritik
Es gibt durchaus gelungene zeitgenössische Animationsfilme, die weitgehend oder sogar ganz auf Dialoge verzichten. Dennoch können sie über ihre Bilder sehr präzise Handlung, Emotionen und Themen vermitteln. Kleine Meisterwerke wie „Der Junge und die Welt“ oder demnächst auch „Flow“ entwickeln gerade durch diese Konzentration aufs Visuelle einen betörenden Sog.
„Bernard Bär – Mission Mars“ ist kein solcher Film, und das liegt nicht daran, dass er sich nicht entschlossen genug auf Sprachlosigkeit festlegen will. Seine Unentschlossenheit ist vielmehr ein Symptom dafür, dass der Film diesem Effekt auch in den Momenten nicht traut, wo er hauptsächlich über Bilder funktioniert. Statt sich der Magie des Visuellen und der Musik anzuvertrauen, gibt die Hauptfigur unzählige Variationen von „Ähhh“, „Hmmm!“, „Hmm?“ und „Ähm“ von sich. Man muss schon sehr unempfindlich sein, um das nicht als störend zu empfinden. Zumal Bernard immer dann, wenn er den Mund aufmacht, nur oberflächlichsten Kram ausspuckt.
Knallbunte „Avatar“-Version
Bernard Bär, der Held einer Fernsehserie, macht in seinem dritten Spielfilm – die ersten beiden wurden in Deutschland nicht gezeigt – nicht den cleversten Eindruck. Als Agent ist er in den ersten Momenten des Films als blinder Passagier an Bord eines Raumschiffs unterwegs zum Mars. Die Rakete wird vom Leiter einer Spezialeinheit gesteuert, der ein auf dem Mars lebendes Monster unschädlich machen will. Während Bernards Kollegin und Mit-Agentin Jessica um Mäßigung und Augenmaß wirbt, Bernard mehr oder minder großen Unsinn produziert und Artur, der Leiter und einzige Bewohner der Forschungsstation auf dem Mars, hilflos herumstammelt, wollen die Militärs zeigen, „was wahre Zerstörungskraft bedeutet“.
Man muss das Szenario, das sich dann entwickelt, wohl als grellbunte Variation von James Camerons „Avatar“ bezeichnen. Bernard stürzt durch einige tüddelige Zufälle – zu zielgerichtetem Handeln ist er nicht fähig oder willens – in die Welt des gesuchten Monsters und landet bei friedlichen Wesen, die in lila, rosa, türkis und allen anderen Farben des Weltalls leuchten; die bösen Menschen wollen sie aus ihrem Paradies vertreiben, um es dann selbst auszubeuten.
Gemeinsam mit seinem Droiden „Galileo 13“ hilft Bernard dem friedvollen, aber äußerst schüchternen Monster mit dem Spitznamen „Big O“, sich einem deutlich selbstbewussteren Weibchen anzunähern. Dafür wollen Bernard und G-13 mit „Big O“ eine Liebesszene aus einem Film nachstellen, die sich im Speicher des Roboters befindet. Diese Szenerie ist aber nicht nur gänzlich patriarchal-heteronormativ, sondern zugleich dreist aus „Wall-E“ geklaut, wo seinerseits schon eine Szene aus „Hello, Dolly!“ als Inspirationsquelle diente.
Alles Schöne wird plattgewalzt
Regisseur Chao Wang gelingen durchaus einige Momente von großer Schönheit. Wenn die vier Hauptfiguren in der bunten Mars-Welt herumtoben, wortkarge Abenteuer bestehen und generell Quatsch machen, füllt sich die Leinwand mit beglückenden, leuchtenden Szenerien. Das sind Momente voller visuellem Überschwang und grandioser Schönheit, die der Film dann aber sprachlich nicht einzuholen versteht, weil das Drehbuch dem narrativ nichts entgegenzusetzen hat. Denn sobald Bernard den Mund aufmacht oder der Captain irgendeinen militaristischen Blödsinn von sich gibt, wird alles Schöne plattgewalzt.
So gerät auch der letzte Akt dieses Films zum Action-Klopperei-Geballer-Blödsinn, in dem der Protagonist schon mit Nachdruck dazu überredet werden muss, seinem Freund zu helfen und nicht nur seufzend („Hmmmm“, „Ähhhmm“) und selbstmitleidig herumzusitzen. Man fragt sich doch, warum man sich eigentlich ein Abenteuer anschaut, durch das diese Trantüte mehr nolens als volens, mal nonverbal, mal mit Sprechdurchfall gestolpert ist.