- RegieKarin Kaper, Dirk Szuszies
- ProduktionsländerDeutschland
- Produktionsjahr2015
- Dauer119 Minuten
- AltersfreigabeFSK 6
Vorstellungen
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Filmkritik
Sie gehören seit Jahrzehnten zum Pflichtprogramm in- und ausländischer Berlin-Touristen: jene bunten 1300 Meter der Mauer, die die Stadt einst in Ost und West trennte. Während der Großteil der zementierten Grenze schon kurz nach der Wende abgerissen wurde, setzte sich der Künstler David Monti Anfang 1990 beim damals noch existierenden Ministerrat der DDR dafür ein, einen Teil der Mauer zu erhalten und sie auf der Ostseite der Kunst zur Verfügung zu stellen. Anschließend luden die Organisatoren Künstler aus aller Welt ein, um sich auf den Wänden zu verewigen, wobei mit dem Aufruf keine thematischen oder ästhetischen Vorgaben verbunden waren. Mit „East Side Gallery“ hatte man für die Dauerausstellung unter freiem Himmel bald auch einen prägnanten Namen gefunden. Der Film dokumentiert die Arbeit (an) dieser Galerie von den Anfängen bis zur Gegenwart, wobei die Dokumentation mit den jüngsten Querelen um das Projekt beginnt. Denn der lange Jahre freie Grünstreifen zwischen der Restmauer und dem Spree-Ufer hat die Begehrlichkeiten der Immobilienbranche geweckt, die mit behördlichem Segen dort Luxuswohnungen erstellen wird. Die East Side Gallery soll zwar weitgehend erhalten bleiben, droht allerdings zur Dekoration des neuen Gebäudekomplexes zu verkommen. Der Film beginnt mit Bildern der jüngsten Protestaktionen, wobei (vielfach aus dem Off) Künstler und andere Redner zu hören sind und auch Demonstranten zu Wort kommen. Im Mittelteil sprechen einzelne Künstler ausgiebig über ihre Bilder und die Motivation, bei dem Projekt mitzuwirken. Die meisten dieser Sequenzen entstanden während einer teilweise von den Künstlern selbst umgesetzten, recht aufwändigen Restaurierung der Bilder im Jahr 2000, denen die Witterung und Graffiti-Vandalismus arg zugesetzt hatten. So interessant diese Maler-Porträts im Einzelnen auch sind, verleihen sie dem Film in ihrer gestalterischen Uniformität doch eine gewisse Langatmigkeit. Wenn einer erzählt, dass er zur Zeit des Mauerfalls in Paris gelebt habe und man dazu illustrativ beliebige Pariser Straßenszenen sieht, trägt das ebenfalls nicht unbedingt zur Verlebendigung bei. Als Zuschauer ist man deshalb froh, wenn sich Reinigungskräfte zwischendurch darüber wundern, dass es dieselben Firmen sind, die effiziente Putzmittel und gleichzeitig immer resistentere Sprühfarben entwickeln. Erst gegen Ende wendet sich die Dokumentation wieder der aktuellen Situation und der drohenden Vereinnahmung der künstlerischen Gedenkstätte durch ökonomische Interessen zu. Investoren oder politische Befürworter der Bebauungspläne kommen allerdings nicht zu Wort. Wie überhaupt die Sympathien der Filmemacher eindeutig auf Seiten der East-Side-Gallery-Aktionisten liegen. Das mag redlich sein, nimmt dem Film jedoch weitgehend die Spannung. Mit einer Laufzeit von zwei Stunden ist die visuell eher unspektakuläre Dokumentation überdies entschieden zu lang geraten.