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Filmplakat von Die Unerwünschten - Les Indésirables

Die Unerwünschten - Les Indésirables

106 min | Drama | FSK 12
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Haby, eine junge Französin deren Familie aus Mali eingewandert ist, arbeitet in der Verwaltung ihrer Heimatstadt. Als Pierre, der im Hauptberuf Arzt ist, zum Übergangs-Bürgermeister berufen wird, drohen lange schwelende Konflikte um die Sanierung eines Ortsteils zu eskalieren. Als auch noch eine illegale Stadtteilküche in einem Wohnhaus abbrennt, lässt Pierre das Gebäude von der Polizei räumen, um die Chance für einen Abbruch zu nutzen. Um eine weitere Eskalation durch eine rücksichtslose Politik zu verhindern, lässt sich Haby zur Gegenkandidatin von Pierre bei der anstehenden Bürgermeisterwahl aufstellen. Kann sie die verhärteten Fronten zwischen Franzosen mit Migrationshintergrund und Franzosen ohne Migrationshintergrund aufweichen?
Nach seinem großen internationalen Erfolg mit „Les Misérables“ (Frankreichs Oscar Kandidat 2020) weißt Ladj Ly wieder auf einen wunden Punkt in der französischen Gesellschaft hin. Da wo Franzosen mit Migrations-Hintergrund die Mehrheit stellen, sollten sie auch politisch mitgestalten können.

Vorstellungen

City 46 Kommunalkino Bremen e.V.
City 46 Kommunalkino Bremen e.V.
Birkenstraße 1
28195 Bremen
Kommunales Kino Pforzheim
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Schloßberg 20
75175 Pforzheim
Kommunales Kino Esslingen
Kommunales Kino Esslingen
Maille 4-9
73728 Esslingen
Lichtspiele Köln Kalk
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Kalk-Mülheimer-Straße 130-132
51103 Köln
Sinema Transtopia Berlin
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Lindowerstr 21/22 (Haus C)
10178 Berlin
Kino Breitwand
Wittelsbacherstraße 10
82319 Starnberg
Movieplexx Delhi Center Kino
Bremer Straße 5
21244 Buchholz in der Nordheide
Zazie
Kleine Ulrichstraße 22
06108 Halle (Saale)
Roxy - Kitzingen
Unnamed Road
97318 Biebelried
SİNEMA TRANSTOPIA
Lindower Straße 20/22
13347 Berlin

Filmkritik

Der Sarg passt kaum durchs Treppenhaus. Viele Menschen tragen ihn, er ist schwer, fast rutscht er ihnen aus den Händen. Natürlich ist der Aufzug kaputt, Licht gibt es auch nicht, die Stufen und die Enge müssen von Handy-Lampen erhellt werden. Frauen weinen. Es ist die Oma von Haby, einst aus Mali emigriert, die hier aus der Wohnung gebracht wird, unter Einsatz der ganzen Nachbarschaft. Rund um ihren Sarg macht der Film klar, schon in den ersten Einstellungen, wie die eine Seite aussieht, um die es hier gehen wird: Araber und Afrikaner in den typischen französischen Banlieue-Plattenbauten.

Endlich draußen, zeigt die Kamera die Szene von oben, ein symmetrisches Bild, von einem Wohnblock geradlinig in der Mitte geteilt, prächtig anzusehen, samt der immanenten Sozialkritik. Bald darauf wird ein identischer Wohnblock gesprengt, das ist der erste Hinweis darauf, was den Film bewegt: Es sollen in dieser Stadt die Mietskasernen abgerissen und neue Siedlungen für die Migranten gebaut werden. Bessere Siedlungen, wie es heißt. Und Migranten ist eigentlich der falsche Begriff, denn die Protagonisten leben bereits in der dritten Generation hier, sie sind Franzosen. Deshalb ist auch der französische Titel von Ladj Lys Film der aussagekräftigere. „Eine französische Frau von heute“ heißt er, und das ist auch der Satz, mit dem Haby sich beschreibt.

Solidarität wird von den Stadtoberen dem Egoismus geopfert

Haby ist um die dreißig, sie arbeitet im Stadtarchiv, im Sitz der lokalen Regierung. Deshalb kann sie auch die Dokumente für den Bau der Siedlung einsehen und stellt fest, dass die neuen Wohnungen kleiner sein werden als versprochen, kleiner sogar als die, in denen jetzt gewohnt wird. Ihre Fragen und Beschwerden werden abgetan von den weißen Chefs, denn die sind mitten in einer Intrige, die den üblichen Zielen dient: Geld sparen, die Ausländer demütigen, sie am besten loswerden durch schlechte Behandlung. Diese Bürgermeisterei und ihr Umgang mit den Bürgern, das ist die andere Seite des Films.

Pierre, ein neuer, weißer Bürgermeister, kommt ins Amt, er schnappt die Stelle dem langjährigen schwarzen Vize-Bürgermeister Roger weg, und man sieht, wie er innerhalb von Tagen lernt, dass er sich mit Repression und möglichst mitleidsfrei eine politische Karriere in der rechtskonservativen Stadtregierung aufbauen kann. Was nicht heißt, dass der andere, Roger, besonders empathisch wäre. Er kann sich die Konsequenzen von Pierres Handlungen ausmalen, er weiß, dass sie in fürchterlichen Ärger führen werden, aber auch ihm ist die politische Karriere wichtiger. Solidarität oder auch nur Vernunft wird dem Egoismus untergeordnet, jedenfalls auf Seiten der Macht.

Im Fokus: Strategische Unterdrückung

Der Film verhandelt die direkte Konfrontation der Ghettobewohner mit dem Amtspersonal. Das ist, auch wenn der Plot sich ähnlich entwickelt, eine andere Geschichte als die, die Ladj Ly 2019 in seinem großartigen „Les Misérables“ erzählt hat. Auch jetzt bedient er das Banlieue-Genre, aber in einem anderen Ausmaß. Es geht nicht mehr um Flics und Kleinkriminelle, nicht mehr um Jugend und spontane Dummheit, sondern es geht um erwachsene Menschen und strategische Unterdrückung. Die Fronten sind eindeutig politische Fronten. Man wird dabei genauso wütend, trotzdem ist dieser Film plumper als Lys Erstlingswerk, drastischer, auch vorhersehbarer. Es gibt kaum Schattierungen bei der Zeichnung der Figuren, und der Plot läuft geradlinig in eine absurde Katastrophe.

Darin liegt allerdings auch die Unterhaltung. Man sieht die rabiaten Schikanen des Amts, von denen man wirklich wissen möchte, ob sie tatsächlich so stattfinden könnten. Im Kontrast dazu stehen Klugheit und Weltgewandtheit von Haby, die zu einer politischen Gegenspielerin wird. Sie will sich als Bürgermeisterin wählen lassen, sie weiß, wie man Gesetze für sich in Anspruch nehmen kann, wenn man sie tatsächlich liest. Man erlebt die Biederkeit des weißen Bürgertums, das gewöhnlich nur eine Handlungsoption kennt, im Gegensatz zur Banlieue-Crowd, die immer fähig ist, an einer Richtlinie vorbei zu improvisieren. All das sorgt für Amüsement, für Einsichten, für Furcht am Ende. Denn letztlich beobachtet man einen Weg in die Radikalität. Lys Porträt der Banlieue mag eine andere Ebene erreicht haben. Aber die Probleme der Bewohner, das macht sein Film nachdrücklich klar, sind nicht weniger geworden.

Erschienen auf filmdienst.deDie Unerwünschten - Les IndésirablesVon: Doris Kuhn (27.11.2025)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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