- RegieFrançois Uzan
- ProduktionsländerFrankreich
- Produktionsjahr2023
- Dauer95 Minuten
- GenreKomödie
- Cast
- TMDb Rating5/10 (32) Stimmen
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Thierry Hamelin (Jacques Gamblin) hat Glück im Unglück. Gerade erst teilte ihm seine Frau, die patente Ärztin Claire (Pascale Arbillot), während einer Motorroller-Fahrt beiläufig mit: „Wir lassen uns scheiden. Da ist einfach nichts mehr.“ Doch dann entdeckt der ehemalige Buchhalter in der riesigen Fotosammlung, die er seit seiner Pensionierung penibel ordnet und digitalisiert, ein Bild von einem Griechenland-Urlaub im Jahr 1998. Auf die Rückseite hat Claire seinerzeit notiert: „Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?“ Die frustrierte Ehefrau ist zwar fest entschlossen, ein neues Leben ohne Thierry zu beginnen, doch den Wunsch nach einem letzten gemeinsamen Urlaub mit den erwachsenen Kindern an eben diesem schönen Strand in Griechenland kann sie dann doch nicht ausschlagen. Zumal sie sich das seinerzeit ja so sehr gewünscht hat.
Ein detaillierter Geheimplan
Um den flippigen Sohn Antoine (Pablo Pauly) zu überreden, nicht mit seinen Freunden nach Ibiza zu fliegen, muss Thierry allerdings 1500 Euro springen lassen. Denn der großspurige Entwickler von Apps, die niemand braucht, ist fast immer knapp bei Kasse. Und Tochter Karine (Agnès Hurstel), eine aufstrebende, aber überarbeitete Anwältin, stößt ihren Vater zuerst vor den Kopf, weil Thierry ihren Lebensgefährten Christophe (Ludovik), einen notorischen Besserwisser und Langweiler, nicht eingeladen hat. Dann aber fährt Karine doch mit – und lässt Christophe auf eigene Faust einfach nachkommen.
Als die Familie im Hotel von damals ankommt, zeigt sich, dass die 25 Jahre ihre Spuren hinterlassen haben: der Pool außer Betrieb, kleine Ventilatoren statt einer Klimaanlage, olle Telefone mit Wählscheiben statt WLAN. Weil auch sonst allerhand schiefgeht, sieht es für Thierrys detailliert ausgetüftelten Geheimplan zur Rückeroberung der Gattin bald schlecht aus. Denn die will möglichst schnell nach Paris zurück.
Mit der kurzweiligen Romantikkomödie „Akropolis Bonjour“ wechselt der französische Drehbuchautor und Filmproduzent François Uzan erstmals auf den Regiestuhl. In seinem Drehbuch schickt er einen etwas verpeilten Pensionär, der gar nicht mehr merkt, wie sehr er seine noch mitten im Leben stehende Frau vernachlässigt hat, auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Wie weit sich Thierry in seiner manischen Ordnungsliebe von der Realität seiner Familienangehörigen entfernt hat, enthüllt schon die pointierte Eingangsszene, in der er mit penetrantem Egoismus eine Gerichtsverhandlung stört, in der seine Tochter gerade das Plädoyer hält – nur weil er gerade wissen will, ob ein Kinderfoto von ihr und ihrem Bruder im Asterix-Park oder im Disneyland entstanden ist.
Ein spielfreudiges Ensemble
Gelungen an dem Regiedebüt ist die feinfühlige Art und Weise, wie Uzan den desolaten Zustand einer Familie porträtiert, die früher offenbar glücklich war, dann aber auseinanderdriftete, weil alle nur noch an sich dachten. Nicht nur der Protagonist, sondern auch Frau und Kinder werden durch eine Kette von Missgeschicken und Störungen dann aber daran erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt. Uzan nutzt dafür einen eigenwilligen Mix aus Slapstick-Nummern, temporeichen Dialogen und platten Witzen, den er immer wieder mit originellen Gags anreichert. Etwa wenn Antoine, Karine und Christophe in einem Krankenhaus infolge einer Verwechslung plötzlich glauben, dass Claire gestorben sei, und Christophe schwarzhumorig anmerkt: „Habt ihr schon an eine Organspende gedacht?“
Für die recht vorhersehbare Dramaturgie des redseligen Wohlfühlfilms entschädigt ein durchweg spielfreudiges Ensemble. Zwischen Jacques Gamblin und Pascale Arbillot stimmt die Chemie. Sie geben überzeugend Ehegatten, die ihre Stärken und Schwächen seit Jahrzehnten im Detail kennen und ebenso lange lieben und hassen. Während Pablo Pauly als naiver Draufgänger Antoine eher eindimensional bleibt, gibt Ludovik als Nervensäge Christophe dem Affen Zucker, lässt aber auch ein feines Gespür für Selbstironie aufblitzen. Den stärksten Eindruck hinterlässt Agnès Hurstel. Wie sie die rationalistische Juristin zunächst in eine flirtfreudige Partygängerin und später in eine wütende Furie verwandelt, die im Hotelfoyer randaliert und vier Polizisten beschäftigt, enthüllt eine bewundernswerte Wandlungsfähigkeit und ist mit großer Leidenschaft gespielt.