Vorstellungen
Filmkritik
Diese englische Filmsatire besitzt auffallende Ähnlichkeit mit Frank Capras "Arsen und Spitzenhäubchen". Hier wie dort ist es ein Massenmord, der zum Anlaß einer geistreichen Persiflage gemacht wird. Wenn wir das makabre Sujet des vorliegenden Films in der Wirkung weniger bedenklich finden, so liegt das daran, daß Frank Capra eher in allgemeinverständlicher Bildkomik machte und sich dadurch an ein viel breiteres (und unkritischeres) Publikum wandte, während sich Robert Hamer ganz offensichtlich mehr an einen kleinen Kreis von Intellektuellen wendet, die über die nötigen Voraussetzungen verfügen dürften, den hintergründigen, tiefsinnigeren Witz von "Adel verpflichtet" zu erfassen. Der Durchschnittsbesucher wird mit dem Film nicht viel anfangen können, zumal der Bildwitz auf Kosten des Dialogs eher beschränkt ist. Und ein weiteres: Hamer persifliert eine gewisse soziale Schicht, ja sogar ein gesellschaftliches System; die ganze Mördergeschichte ist ihm letzten Endes nur der unrealistische Vorwand zur Ironisierung, während bei Capra das Thema als solches viel eindeutiger im Blickpunkt stand. Dies ist die Story: Der sozial ausgestoßene Sproß eines Adelsgeschlechtes tötet der Reihe nach alle Verwandten, die zwischen ihm und dem begehrten Titel stehen. Als der Zweck des Tuns erreicht ist, wird der frischgebackene Herzog verhaftet - für einen Mord, den er nicht begangen hat. Beinahe wird er hingerichtet, in der Todeszelle schreibt er seine Memoiren. In letzter Minute klärt sich der Fall auf, der unschuldige Massenmörder wird freigelassen. Vor dem Gefängnis fällt ihm siedendheiß ein, daß er seine Memoiren in der Zelle liegengelassen hat... Um dieses Handlungsgerüst ranken sich die Details, die nach anfänglichem scheinbarem Realismus immer mehr ins Irreale geraten und so dem aufmerksamen Zuschauer ohne Schwierigkeiten bedeuten, wie wenig ernst die ganze Mordgeschichte gemeint ist. Aber was im Verlaufe des Films gegen die englische Aristokratie an Boshaftigkeit und satirischen Seitenhieben abfällt, genügt, um hellstes Entzücken zu wecken. Dazu kommt, daß der Film trotz einer gewissen Überbetonung des Dialogs filmisch vorzüglich geriet, daß vor allem die Darsteller (Alec Guinness) glänzend sind, und so wird man gegen diese Mörderkomödie kaum moralische Bedenken ins Treffen führen können.