- Dauer123 Minuten
- GenreDrama
- Cast
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Filmkritik
Es hat lange gedauert, bis ein Regisseur der jüngeren Generation sich an das Thema vom Widerstand Jugendlicher im Dritten Reich herangewagt hat. Verhoeven hat nach eingehenden Recherchen die Geschichte der "Weißen Rose" zu rekonstruieren versucht: den Kampf von Hans und Sophie Scholl und ihrer Freunde gegen den Terror des Nazi-Regimes - von heimlichen Flugblattaktionen in der Universität bis hin zu ihrer Kontaktnahme mit hohen Militärs, die den Sturz Hitlers vorbereiten sollte. Doch ehe das Treffen der Widerstandskämpfer zustandekommt, werden Hans und Sophie im Lichthof der Münchner Universität verhaftet, kurz darauf vom Volksgerichtshof abgeurteilt und hingerichtet. Das Terrorurteil von 1943, unter Freisler gefällt, ist heute noch formal rechtsgültig.
Verhoeven macht in seiner Rekonstruktion Schluß mit verklärenden oder diffamierenden Thesen über die Gruppe, er befreit sie vom Ruch des politischen Sektierertums und der schwärmerischen Todessehnsucht und deutet das Handeln dieser jungen Leute als klare politische Vernunft. Der inhaltliche Ernst der politischen Auseinandersetzung mit Deutschlands Vergangenheit ist nicht zu bestreiten. Die Aktualität des Themas "Widerstand" ist ungebrochen und der kritische Ansatz gegen Jasager, schweigende Intellektuelle und Mitläufer noch immer von Bedeutung. Fast ein wenig zu maßvoll erscheint einem angesichts der ungeheuren Vorgänge die Attacke gegen eine Justiz, die sich auch noch nach den denkbar schrecklichsten Exzessen unangreifbar wähnte. Die Zeiten, in denen Verhoeven durch eine gesucht provokante politische Position die Gemüter erhitzte, scheinen vorbei; seine Systemkritik bewegt sich mittlerweile in einem recht bürgerlichen Rahmen. Nichtsdestoweniger ist sie glaubhaft, von bemühter Objektivität und engagiert zugleich. Jugendliche werden zweifellos Gewinn aus dieser Auseinandersetzung mit Deutschlands ruhmloser Vergangenheit ziehen. Es ist zu hoffen, daß der Film Anlaß zu Diskussionen und gründlicher Aufarbeitung der Thematik in der Schule sein wird.
Wer jedoch mehr verlangt als sachliche und seriöse Auseinandersetzung, lautere Gesinnung und gefällige handwerkliche Routine, wird verhalten reagieren. Es scheint, das Bemühen um Authentizität und Seriosität lastet wie ein Fluch auf dem Film, der weder zu einer erklärt dokumentarischen Position noch zu einem wirklich packenden fiktionalen Zugriff findet. Die Bilder sind oft absehbar und scheinen bisweilen von der Dialoglastigkeit des Films "entmündigt" zu werden. Da bleibt die letztlich ausschlaggebende Betroffenheit aus. So empfehlenswert der Film ist, läßt aus inhaltlichen Erwägungen heraus auch das Ungleichgewicht zwischen der Bedeutung des Themas und der eher unverbindlichen Form einige Enttäuschung aufkommen. Ausschlaggebend freilich ist vor allem die Aktualität, die Breitenwirksamkeit und didaktische Qualität des Stoffes. Und die besitzt "Die weiße Rose" ganz ohne Zweifel.