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Filmplakat von 1001 NIGHTS APART

1001 NIGHTS APART

130 min | Dokumentarfilm | FSK 6
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Aldin, ein armer Wasserverkäufer, kommt nach einem langen Marsch durch die Wüste in Bagdad an. Auf einem Sklavenmarkt verliebt er sich in Milliam, die gerade vom Sohn des Polizeichefs gekauft wird. Bei einem aufkommenden Sandsturm entführt er die Schönheit, woraus sich ein märchenhaft erotisches Liebesabenteuer in Episoden entspinnt, das sich um Sindbad über Ali Baba und die vierzig Räuber bis hin zu fliegenden Teppichen, Djinns, Riesen und Schlangenfrauen rankt, bei dem die erzählerischen Fäden zu einem kunstvollen Teppich verwoben werden. Als erster Teil der Animerama-Reihe, von Osamu Tezuka und Eiichi Yamamoto ("Belladonna of Sadness"). (Text: Verleih)

Vorstellungen

Passage Kinos Leipzig
Passage Kinos Leipzig
Hainstraße 19a
04109 Leipzig

Filmkritik

„Hast du ein Ziel für Deine Zukunft?“ – „Nein.“ – „Wie lebst du in dieser Stadt?“ – „Mit Mühe.“ Die Antworten der Tänzer, die Regisseurin Sarvnaz Alambeigi zu Beginn ihres Films „1001 Nights Apart“ in einem Keller in Teheran befragt, fallen ernüchternd aus. Kein Wunder, gilt Tanz den islamistischen Machthabern doch als unziemlich, zumal wenn Männer und Frauen gemeinsam tanzen. Schwarz-weiß-Bilder auf einem Monitor. Ein großer Raum, hinten von zwei Reihen Holzpfeilern strukturiert. Eine Gruppe von sechs Tänzerinnen in opulenten Kostümen gleitet von hinten links schräg nach vorne durch den Raum. Eine rare Archivaufnahme des iranischen Nationalballetts, das 1979 nach der Revolution im Iran von den islamistischen Machthabern aufgelöst wurde. Der Kontrast zu dem Kellerstudio, in dem die Tänzerinnen und Tänzer der Gegenwart sitzen, könnte nicht größer sein.

Alambeigi versucht, einen Kontakt zwischen den beiden Tanz-Generationen herzustellen, persönlich und künstlerisch. Sie zeigt den Tänzer:innen im Kellerstudio die Archivaufnahme, versucht, ehemalige Mitglieder des Nationalballetts zu einer Reise nach Teheran zu bewegen. „Sie sind gegangen und haben einen Teil unserer Geschichte mitgenommen, und ihre Erinnerungen blieben für uns unausgesprochen“, reflektiert die Regisseurin aus dem Off. Doch Altersgründe und das neue Leben im Exil verhindern, dass es zu einer solchen Begegnung kommt.

Die Kluft zwischen Professionalität und verordnetem Tanzverbot

Dass die Begegnung kein Selbstläufer gewesen wäre, zeigen die verhaltenen Reaktionen der Tänzer:innen in Teheran auf die Archivaufnahme. Zu groß ist der Kontrast zwischen den Tänzern von damals, die Ballettakademien durchlaufen haben und dann eine renommierte Anstellung im Nationalballett bekamen, und den Autodidakten von heute, die im Untergrund arbeiten müssen. Das Tanzverbot macht jede Hoffnung, öffentlich auftreten zu dürfen, von vornherein zunichte. „Damals hatten sie sogar Autos. Wir haben nicht mal einen Vertrag, ein Haus oder ein Grab“, formuliert einer der Tänzer den Unterschied.

Eine Kluft, die bis heute fortwirkt: die ehemaligen Tänzer:innen haben ihre Ballettkarrieren im Ausland fortsetzen können oder an bekannten Ballettakademien andere ausgebildet. Nicht wenige der Tänzer in Teheran hingegen haben Erfahrungen mit der Repression gemacht, saßen sogar tageweise im Gefängnis. „Es gibt keinen Tanz mehr im Iran“, konstatiert der Gründer des Nationalballetts Nejad Ahmadzadeh im Exil in Manchester. Als es letztlich doch zu einigen Begegnungen mit ehemaligen Mitarbeitern des Nationalballetts kommt, ist der Respekt füreinander so groß wie die Sprachlosigkeit. Bei aller Faszination liegen Welten zwischen der Welt des Tanzes vor 1978 und der in der Gegenwart.

Das Tanzen und die Emotionen

„1001 Nights Apart“ lebt denn auch weniger von der Idee Alambeigis, einen Kontakt zwischen zwei Generationen von Tänzern herzustellen, als von den Tänzerinnen und Tänzern in Teheran und ihren Geschichten. Die stärksten Szenen des Films sind die, in denen das Tanzen in ihnen Emotionen auslöst, die den gesellschaftlichen Druck erahnen lassen. Einmal gelingt es einer der Tänzerinnen, den Hausmeister in einem ehemaligen Kino dazu zu bringen, mit ihr zu tanzen. Zögerlich beginnt der alte Mann, die Arme zu bewegen. Die junge Frau spiegelt seine Bewegungen mit ihren.

Leider hat Alambeigis Film zwei erhebliche Schwächen. Die erste ist eine Reihe von Auslassungen. Eine kurze Suche im Internet fördert die Erkenntnis zu Tage, dass das Gründerehepaar des Nationalballetts Nejad und Haideh Ahmadzadeh 2014 anlässlich des 35. Jahrestags der Auflösung des Balletts erstmals nach Jahrzehnten auf den künstlerischen Leiter Ali Pourfarrokh traf. Da alle drei im Film prominent auftauchen, wäre es durchaus sinnvoll gewesen, diesen Moment im Film zumindest zu erwähnen. Dasselbe gilt für die Tatsache, dass sich 2002 im schwedischen Exil die Balletttruppe „Les Ballets Persans“ gegründet hat, die sich als Nachfolgerin des Nationalballetts betrachtet.

Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Die zweite, folgenreichere ist eine formale. Alambeigi hat sich entschieden, ihren Film zwischen der Geschichte des iranischen Nationalballetts und den Szenen mit den Tänzer:innen im Teheran der Gegenwart wechseln zu lassen. Diese Struktur zwingt die Tanzszenen in ein Korsett, in dem sie entweder bedeutungsschwanger oder beliebig wirken. Diese Schwäche wird verstärkt durch die Kamerabilder Mahdi Azadis, der sich aus unerfindlichen Gründen überwiegend für Einstellungsgrößen entscheidet, die den Raum unsichtbar machen. Die Bewegungen der Tänzer:innen werden in den Nahaufnahmen einer entscheidenden Dimension beraubt.

Auch wenn „1001 Nights Apart“ unter seinen Möglichkeiten bleibt, ist der Film lohnend. Sowohl die Geschichte des Nationalballetts als auch die Geschichten der heutigen Tänzer hätten das Zeug gehabt, den Film zu tragen. Über beide würde man gern mehr erfahren als das, was der Film anreißt. Sarvnaz Alambeigi hätte also genug Stoff für ihre beiden nächsten Dokumentarfilme, auf die man sich dann umso mehr freuen dürfte.

Erschienen auf filmdienst.de1001 NIGHTS APARTVon: Fabian Tietke (11.7.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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